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«Stopp integrative Schule und spezielle Förderung»

Der Regierungsrat wird beauftragt, auf die beabsichtigte, flächendeckende Einführung des Schulversuchs «Spezielle Förderung» ganz zu verzichten. Die solothurnischen Schulen sollen wieder zum ursprünglichen, separativen Modell mit Kleinklassen zurückkehren. Dies will der Solothurner SVP-Kantonsrat Roberto Conti, dessen Auftrag vom Kantonsrat als dringlich erklärt wurde. Der Regierungsrat muss dieses Geschäft nun in der Dezembersession behandeln.

Der Regierungsrat wird beauftragt, auf die beabsichtigte, flächendeckende Einführung des Schulversuchs «Spezielle Förderung» ganz zu verzichten. Die solothurnischen Schulen sollen wieder zum ursprünglichen, separativen Modell mit Kleinklassen zurückkehren. Dies will der Solothurner SVP-Kantonsrat Roberto Conti, dessen Auftrag vom Kantonsrat als dringlich erklärt wurde. Der Regierungsrat muss dieses Geschäft nun in der Dezembersession behandeln.

Conti fordert auch einen Verzicht auf die geplanten regionalen Kleinklassen. Diese Massnahme sei in den Massnahmenplan 2014 aufzunehmen.

Der Kantonsrat hat an seiner Sitzung vom 15. Dezember 2010 mit grossem Mehr die Änderungen der Vollzugsverordnung des Volksschulgesetzes mit dem Veto belegt und dadurch den ordentlichen Gesetzesvollzug blockiert. Es wurde generell gefordert, dass bezüglich Einführung der speziellen Förderung verschiedene Eckwerte der Einführung weiter zu präzisieren seien. Daher hat die Regierung mit dem «Schulversuch Spezielle Förderung 2011 – 2014» den Schulträgern die Möglichkeit gegeben, innerhalb dieser Frist Erfahrungen zu sammeln. So begründet Kantonsrat Robert Conti (SVP, Solothurn) seinen Auftrag, der vom Solothurner Kantonsrat als dringlich erklärt wurde.

Dreijähriger Schulversuch

Eine Projektorganisation, bestehend aus dem VSEG (Verband Solothurner Einwohnergemeinden), VSL-SO (Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Solothurn), LSO (Verband Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Solothurn) und der kantonalen Verwaltung hat mit externer Projektleitung (mit wissenschaftlicher Evaluation) in einem umfassenden Schlussbericht die Ergebnisse aus diesen drei Jahren Schulversuch am 5. Juni 2013 vorgestellt. Der Regierungsrat hat daraufhin die flächendeckende Umsetzung per 1. August 2014, mit einer dreijährigen Übergangsfrist der altrechtlichen Klassen, beschlossen. Die Erarbeitung der rechtlichen Grundlagen ist im Gange.

Drei Hauptargumente

«Die sinkende Bildungsqualität, die zunehmende Überforderung aller Beteiligten sowie die Kosten», seien die Hauptargumente für einen Abbruch der speziellen Förderung, so Conti. «Integrieren ist mit einer Schule, die Leistung und Selektion grossschreibt, kaum zu vereinbaren.» So ein Zitat des Solothurner Kinderarztes und Fachbuchautors Thomas Baumann. Ein Indiz dafür ist für ihn, dass bereits jedes zweite Kind speziell gefördert werde. «Vieles, was früher als normal galt, wird heute pathologisiert.» Im gemeinsam mit dem Zuger Kinderarzt Romedius Alber verfassten Fachbuch Medienmitteilung SVP Kanton Solothurn 2 «Schulschwierigkeiten: störungsgerechte Abklärung pädiatrischer Praxis» wird von einem «Therapiewahn» an Schweizer Schulen gesprochen. Das Umfeld habe zur Folge, dass Diagnosen wie etwa ADHS (Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung), Asperger als Teil des Autismussprektrums, Wahrnehmungsstörungen oder motorische Störungen fleissig erstellt würden. Einer näheren Überprüfung hielten dann aber viele der Diagnosen nicht stand, weiss Baumann. Mittlerweile sei ein «Therapiemarkt» herangewachsen, und es funktioniere an Schulen wie im Gesundheitsmarkt: «Wo ein Angebot besteht, wächst auch die Nachfrage.» Hier hakt Alain Pichard (Bieler Oberstufenlehrer), der für die Grünliberalen im Bieler Stadtparlament sitzt, ein. In etlichen Lehrerzimmern sorge schon die ungleiche Belastung für Missstimmung: «Während die Klassenlehrer überall dabei sind, sind es Heilpädagogen nur punktuell.» Die Betreuung einer Klasse sei anstrengender als jene eines einzelnen Kindes. Darum wollten immer mehr Spezialisten werden und immer weniger Klassenlehrer sein.

Beispiel Kanton Bern

Immer mehr Kinder werden speziell gefördert an der Berner Volksschule, wie eine interne Studie zeigt. «Die Übersicht, wer was und von wem erhält, ging darüber verloren, und die Kosten stiegen markant an», kritisiert Conti. Die Zahl der Autisten-Fälle sind im Kanton Bern in der Volksschule innert fünf Jahren um das 47-fache gestiegen, rund 95 Prozent betreffen das Asperger-Syndrom. Im Kanton Bern gäbe es trotz der Integration so viele Sonderschüler wie nie zuvor. Auch Erwin Sommer, Leiter des Kindergarten- und Volksschulamts macht sich Sorgen: «Wir müssen schauen, dass uns die Lehrerinnen und Lehrer nicht ausbrennen», sagt er. Sogar Christoph Eymann, Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz äussert grosse Kritik an der integrativen Schule. Er bezeichnet die integrative Schule als grosse Baustelle und zweifelt daran, dass die Ziele ohne grosse weitere personelle Ressourcen erreicht werden können.

Unhaltbare Zustände

«Bei mindestens der Hälfte der Lehrerschaft besteht in unserem Kanton eine geringe Akzeptanz der integrativen Schulung», behauptet Conti. Das Unterrichten unter diesen weitherum chaotischen Umständen in Schulzimmern werde ausserordentlich erschwert, wenn nicht sogar verunmöglicht. «Ich möchte endlich wieder ungestört unterrichten können, es hat schon früher immer bessere und schlechtere Schüler gegeben», so habe sich ihm gegenüber kürzlich ein Primarlehrer geäussert, sagt Conti. Diese unhaltbaren Zustände würden sich auch bei potenziellen zukünftigen Lehrpersonen herumsprechen. «Wer möchte unter solchen Umständen noch unterrichten?», fragt Conti. Der Lernerfolg und damit auch die Bildungsqualität würden durch das integrative Modell zwangsläufig sinken. Die zunehmende Zahl von Krankheitsbildern von Kindern sowie von neuen Formen von Lernschwächen habe eine Eigendynamik erreicht, die von einer sich selbst definierenden Gruppe im heilpädagogischen Bereich selbstherrlich gefördert werde, klagt Conti. «Der Nutzen dieser Art spezieller Förderung ist bescheiden, das Ganze ist für den Kanton und die Gemeinden unbezahlbar.» Es mutet komisch an, dass der Kanton Solothurnim Rahmen des integrativen Modells wieder separiere, regionale Kleinklassen bilde und für jährlich 5,4 Millionen Franken finanzieren wolle. Ausgerechnet bei der Förderung der Begabten wolle man «vorläufig» auf Förderlektionen verzichten. In Conti’s Ohren tönt das etwa so: «Das kann ja der Klassenlehrer machen. Später wird dann schon Medienmitteilung SVP Kanton Solothurn 3 gefördert werden.» Das Modell der Speziellen Förderung könne nie und nimmer einhalten, was es verspreche, bilanziert Conti. «Der absolute Zwang zur Umsetzung dieser speziellen Förderung und integrativen Schule wird unser Bildungswesen qualitativ und finanziell an die Wand fahren. Die Zeit zum Umdenken ist jetzt gekommen.»

Raphael Galliker

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